
Wie alles begann und warum es niemals endet
Der Beat meines Lebens, von den ersten Schlägen bis zur großen Bühne – pur und simpel

Mein Leben zwischen Sticks, Big Bands und einem Kühlschrank voller Geld
Später Start, laute Töpfe und und warum der Küchentisch leiden musste
Während andere Drummer schon mit sechs Jahren auf der Bühne standen oder spätestens mit zehn ihren ersten Drum-Battle gegen die Nachbarskinder ausfochten, kam meine Erleuchtung relativ spät. Mit 16 Jahren, beim Musikhören mit verschränkten Armen hinterm Kopf, dachte ich mir plötzlich: „Schlagzeuger – das wär’s!“
Leichter gesagt als getan. Erst mal war da kein Schlagzeug. Kein Problem, der Küchentisch musste herhalten. Meine Mutter erkannte das Desaster frühzeitig und legte sich klammheimlich ein paar Mark vom Haushaltsgeld zur Seite. Das Ergebnis? Ein gebrauchtes Drumset von einem Klassenkameraden – bestehend aus Bassdrum, Snare und Hi-Hat. Mehr brauchte es für den Start nicht. Ich war bereit, den Rhythmus erbeben zu lassen. Ich war bereit für die Welt! Auf jeden Fall schon mal für das Wohnzimmer.
Drummer sein bedeutet, dranzubleiben. Also hieß es: Üben, üben, üben. Und dann noch ein bisschen üben. Und dann? Noch mehr üben. Langsam, aber sicher wurde ich besser – und irgendwann hatte ich das Metronom so sehr im Griff, dass es fast wie ein Bandmitglied klang (aber eines, das nie zu spät kam).
KEKSPASS
Punk, Reggae und „ausgeliehene“ Toms
Zu der Zeit schwappte die Punk-Welle aus England herüber – laut, roh, rebellisch. Perfekt! Noch bevor ich überhaupt wusste, wie man einen Drumstick richtig hält, landete ich 1981 in meiner ersten Band: Kekspass. Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug – fertig war die Punk-Kapelle.
Doch Kekspass hatte eine Besonderheit: Zwei unserer Bandmitglieder kamen aus Südafrika. Dadurch mischten wir neben Punk auch Reggae in unser Set – allerdings nicht zusammen, so wie The Police es damals meisterhaft taten. Nein, wir spielten entweder das eine oder das andere – aber das mit voller Überzeugung. Das Equipment wuchs mit der Zeit – nicht ganz legal, aber effektiv. Zwei Bandkollegen „borgten“ heimlich ein paar Hänge-Toms aus dem Musikraum unserer Schule. Natürlich musste ich sie überstreichen, damit sie nicht so auffielen. „Blau ist unauffällig“, dachte ich mir. Spoiler: War es nicht.
UND PLÖTZLICH IST ALLES EGAL
Vom Proberaum auf die Bühne – Adrenalin und verschwitzte Hände
Der erste Gig – ein Moment, den man nie vergisst. Hände schwitzig, Puls auf 180, die Sticks rutschen fast aus den Fingern. Und dann geht es los. Der erste Schlag. Der erste Groove. Und plötzlich ist alles egal. Kein Lampenfieber mehr, keine Zweifel – nur Musik. Wir waren jung, laut, berauscht von unserer eigenen Großartigkeit und hatten eine Menge Spaß. Drei Jahre lang ging das so: Gigs, wilde Partys, unsere ersten Fans – und ein legendärer Bierkonsum.
Vom Punk zur Perfektion
Mein erstes Traum-Drumkit
Mit 18 war klar: Ein „richtiges“ Schlagzeug musste her. Mein Vater sah das zwar zähneknirschend, aber zum Glück genauso – und finanzierte mir das wohl heißeste Drumkit der damaligen Zeit: Ein TAMA Superstar. Warum genau dieses Set? Weil mein großes Idol Neil Peart (Rush) darauf spielte. Ich schlief mit seiner Musik ein, wachte mit seinen Soli auf – und wusste: Dieses Set bleibt für immer. Heute, Jahrzehnte später, spiele ich es noch immer. Ihr könnt es euch hier in meinem Beitrag fürs SHURE Mastery oder im Video zu WIPE OUT mit den Sylter Memories anschauen. Doch die Anschaffung war ein Abenteuer für sich. 5.000 DM in bar – ein absurd hoher Betrag! Mein Vater drückte mir das Geld in die Hand, damit ich es am nächsten Tag der Spedition geben konnte. Ich musste es sicher aufbewahren – und wo könnte es sicherer sein als im Kühlschrank? Ich sage es mal so: Der Ort war sicher. Bis ich es am nächsten Morgen vor lauter Panik fast nicht mehr gefunden hätte.
Vom Punker zum Big Band-Fan
Eine unerwartete Wendung
Ein damaliger Bekannter, Berry, war Saxophonist und spielte in einer Big Band. Er nervte mich ständig, ich solle doch mal mit zu einem Konzert kommen. Meine Antwort? „Ich? Ein cooler Punk? Auf einem Big Band-Konzert? Niemals!“ Doch dann kam der Abend, an dem ich nicht mehr ausweichen konnte. Das Konzert fand quasi vor meiner Haustür statt – also gab ich nach. Und dann? BOOM. Ich trat nach dem letzten Song vor die Tür, atmete tief durch und dachte: „Das nächste, was du machst, ist Big Band!“ Der Groove, die Dynamik, das perfekte Zusammenspiel – es hat mich einfach umgehauen.
Play, Stopp, Zurückspulen – PLAY, STOPP, ZURÜCKSPULEN – PLAY, STOPP, Zurück ...
Mein Einstieg in die Big Band-Welt
Zufälle gibt’s: Ich nahm damals selbst Schlagzeugunterricht an der Musikschule Dortmund. Gleichzeitig wurde an der Uni Bochum eine neue Big Band gegründet. Der Leiter fragte meinen Lehrer nach einem geeigneten Drummer – und der? Der empfahl doch tatsächlich mich. Perfekt! Nicht ganz. Es war eine harte Zeit. Mein erster Song in der Big Band: „Moten Swing“. Ich musste mir alles draufschaffen – und zwar mit einem Kassettenrekorder. So lief das Üben damals ab: Play, Stopp, Zurückspulen. Play, Stopp, Zurückspulen. Eine Stunde lang. Bis meine Freundin aus der Küche rief: „Wenn ich das noch einmal höre, bin ich weg!“ Heute weiß ich, sie meinte es ernst.
Aber es zahlte sich aus. Viele Jahre Big Band folgten – und irgendwann wurde aus „nur einer Big Band“ ein ganzes Netzwerk. Ich spielte in der Waltroper und Wittener Big Band, tourte durch Deutschland, Ungarn und Frankreich. Diese Jahre haben meinen Stil, mein Feeling und meine Liebe für Groove enorm geprägt. Seitdem folgten viele, viele Gigs, von kleinen Clubs bis hin zu großen Bühnen, von 10 schüchternen Zuhörern bis hin zu tobenden 20.000 in der Kölner LANXESS Arena. Jede Show war anders, jede Erfahrung einzigartig. Mal lief alles perfekt, mal rutschten temperamentvoll die Sticks aus der Hand und landeten spektakulär im Publikum. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Nick Mason’s Drums & Ich
Ein Moment für die Ewigkeit
Man kennt das ja: Man startet als Musiker, denkt, man erobert sofort die Bühnen dieser Welt, und dann… stellt man fest, dass Ruhm und Reichtum vielleicht doch noch ein paar Tage auf sich warten lassen. Und solange die Butter aufs Brötchen und neue Felle fürs Drumkit nicht von selbst kommen, braucht es einen Plan B.
Mein Plan B? Stagehand-Jobs! Mitte 20 fing das an – Stadion Gelsenkirchen, Westfalenhalle Dortmund, Grugahalle Essen – überall, wo jemand gebraucht wurde, war ich am Start. Und ich hatte Glück! Der Organisator dieser Helping-Hands-Truppe mochte mich irgendwie. Vielleicht lag es an einem Lächeln, vielleicht an meiner Fähigkeit, schwere Kisten ohne Murren zu schleppen. Jedenfalls sorgte er immer dafür, dass ich möglichst in der Nähe der Schlagzeuger landete. Eine Art inoffizielles Drum-Tech-Training mit direktem Blick auf die Setups der Großen.
Dann kam DER Tag. Der Tag, der bis heute zu meinen absoluten Lieblingsanekdoten gehört. Ich, Ralf aus Dortmund, durfte in Gelsenkirchen… das Drumset von Nick Mason von Pink Floyd putzen! Und plötzlich saß ich da, hinter den legendären Trommeln, und ließ den Lappen über Chrom und Felle gleiten, auf denen sonst „Time“ oder „Shine On You Crazy Diamond“ zum Leben erweckt wurden. Und wer kann das schon von sich behaupten?
Ich könnte jetzt auch noch Storys von Take That, AC/DC, den Doobie Brothers und und und… erzählen, aber das sind andere Geschichten.
Groove vererbt sich nicht von selbst
Lernen – Lehren – Wachsen
Ab den 2000ern begann ich, mein Wissen weiterzugeben. Erst privat, dann an verschiedenen Musikschulen im Ruhrgebiet. Über 30 Jahre habe ich Drummer jeden Alters unterrichtet – von kleinen Wirbelwinden bis zu ambitionierten Profis. Dabei habe ich eines gelernt: Als Lehrer lernst du selbst nie aus. Jede neue Generation bringt frische Energie, neue Ideen und andere Herangehensweisen mit. Und genau das hält mich wach und motiviert.
Nordsee, Sylter Strand & Beats für die Ewigkeit
Zwischen Ebbe, Flut und Rhythmus
2017 zog es mich mit meiner Frau Antje nach Nordfriesland. Ruhige Umgebung, frische Luft – das Feuer für den Groove brennt nach wie vor. Ich spiele, ich unterrichte, ich lebe für die Musik. Seit 2022 bin ich Schlagzeuger der SYLTER MEMORIES, einer Rock'n'Roll Band, die jede Saison am Westerländer Strand die heißesten Songs der 50er und 60er Jahre spielt. Traumhafte Kulisse, großartige Jungs, pure Leidenschaft.
Falls ihr mal auf der Insel seid: Kommt vorbei, lauscht den Beats – und lasst euch von der Musik mitreißen!
Work
& Experience
u. a.
Gerry Chaffee | USA
Phrasing & Groups
Joey Heredia | USA
Authentic Latin Drumming & Afro-Cuban Styles – Artistic Exchange & Performance Coaching
Dom Formularo | USA
Exchange & Groove Development
Joe Porcaro (Toto) | USA
Masterclass & Artistic Development
Wolfgang Basler | CH
High-Level Drumming Concepts
Hans-Peter Becker | DE
Founder Modern Music School, Idar Oberstein
Christian Gerke | DE
Musikalische Kooperation
Waldo Karpenkiel | DE
Schlagzeug & Percussion – Kollektiv | Supersession | Drummerturgie

Write Me